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Modisch und öko

Korrekte Klamotten: Faire Bio-Mode

Bio-Lebensmittel stehen in jedem Supermarkt. Und auch Bio-Mode ist längst aus der Gesundheitslatschenecke herausgewachsen. Öko ist Mode!

Zweig mit zwei Baumwollblüten und einem braunen Pappanhänger mit der Aufschrift "BIO" auf einem Holzbalken. (Foto: PhotoSG/Fotolia.com)
Foto: PhotoSG/Fotolia.com

Selbst große Modeläden und Kaufhausketten locken mit Bio-Cotton. Immer mehr Käuferinnen und Käufer wissen, dass sie mit "korrekten Klamotten" die Welt retten können – zumindest ein kleines bisschen. Denn wie das Umweltinstitut München sagt, werden beim biologischen Anbau von Baumwolle 91 Prozent Wasser eingespart.


Der Wasserverbrauch beim Anbau herkömmlicher Baumwolle ist enorm: Er schluckt so viel Wasser wie alle Privathaushalte der Erde zusammen verbrauchen. Wahnsinn, oder? Und: Ein Viertel der Insektizide (Schädlingsvernichtungsmittel), die weltweit eingesetzt werden, landen auf Baumwollfeldern. Zudem sind rund 80 Prozent der angebauten Baumwolle gentechnisch verändert. Bisher liegt der Anteil der Biobaumwolle bei der Produktion bei rund 1,4 Prozent – das ist sehr wenig: die Tendenz ist aber steigend.


Vorsicht "Rebound-Effekt": Wenn Bio-Klamotten euch dazu motivieren, mehr zu shoppen oder Kleidung neu statt Second Hand zu kaufen, ist der Erde leider nicht geholfen. Selbst nachhaltigere Mode verbraucht knappe Ressourcen wie Ackerland und Wasser. Wir haben einige praktische Tipps von der Kleidertauschparty bis zu Pflegehinweisen, wie nachhaltiger Spaß an Mode aussehen kann.


Was bedeutet Bio-Baumwolle?

Die Baumwollpflanze wird ökologisch angebaut, z.B. nach dem internationalen IFOAM-Standard. IFOAM steht für International Federation of Organic Agriculture Movements. Künstliche Düngemittel werden streng begrenzt und Schädlinge natürlich bekämpft. Das ökologische Gleichgewicht des Standortes der Pflanzen soll stabilisiert werden – was den Anbau insgesamt aufwändig und arbeitsintensiv macht. Die Bauern ernten ohne Entlaubungsmittel. Gen-Technik ist nicht erlaubt. Das Ansinnen der Mode-Multis, neben dem eigenen Verdienst und Imagegewinn natürlich: Je mehr Leute Klamotten aus Bio-Baumwolle kaufen, desto mehr Bauern können auf den umwelt- und menschenfreundlichen Anbau umsatteln. Die europäische Öko-Verordnung gilt übrigens nur für Lebens- und Futtermittel, nicht für Textilien. Daher gibt es auf Bioklamotten kein EU-Bio-Siegel.


Verirrt im Label-Labyrinth

Ob "Green-Fashion" oder "natürliche Mode": Solche Bezeichnungen sagen gar nichts aus darüber, wie umwelt- und sozialverträglich ein Kleidungsstück ist. Was zählt, sind verlässliche Labels. An Kleidungsstücken könnt ihr zig Label finden. Einige Label garantieren Fasern aus biologischem Anbau oder Sozialstandards für Näherinnen bei der Arbeit. Andere besagen, dass das fertige Kleidungsstück frei von Schadstoffen ist. Besonders umfassende Labels regeln den Einsatz von Chemikalien im gesamten Produktionsablauf. Manche Siegel haben Hersteller selbst geschaffen, andere werden von Verbänden oder unabhängigen Prüfstellen verliehen. Das macht es alles sehr unübersichtlich.


Label Global Organic Textile Standard

Sehr hohe Anforderungen stellt ein Label, das der Internationale Verband der Naturtextilwirtschaft mitentwickelt hat: GOTS (Global Organic Textile Standard). Klamotten, die dieses Siegel tragen dürfen, müssen zu mindestens 70 Prozent aus Naturfasern aus kontrolliert biologischer Landwirtschaft oder Tierhaltung (kbA oder kbT) bestehen. Auch stellt das Label hohe Anforderungen an Umweltschutz und Arbeitsbedingungen – während der gesamten Produktionskette. Und das Gute: Es gibt richtig hippe Sachen mit GOTS-Zertifizierung, weit ab vom Kratzepulli-Image.


Textillabel Bluesign

Bei Funktionskleidung im Sport- und Outdoorsegment, die aus Kunstfasern bestehen, gibt es ebenfalls ein empfehlenswertes Label: bluesign. Es schließt die meisten umwelt- und gesundheitsgefährdende Substanzen von Anfang an aus dem Fertigungsprozess aus. Bisher gab es bei bluesign nur Beschränkungen für einige Fluorchemikalien (PFAS / Perfluoralkylsubstanzen). Sie werden verwendet, weil sie Textilien schmutz- und wasserabweisend machen.


Bio ist nicht gleich Fair Trade

Vorsicht Verwechslungsgefahr: Bio bedeutet nicht automatisch fair gehandelt. Und fair gehandelt, heißt nicht zwingend Bio. Das FairTradeCertified Cotton-Siegel, das auf Baumwollklamotten, die aus Fairtrade zertifizierter Baumwolle produziert sind, zu finden ist, fördert Bauern, die auf biologischen Landbau umstellen möchte, und zahlt einen Bioaufschlag. Bioanbau ist aber nicht Pflicht. Gentechnisch veränderte Baumwolle ist ausgeschlossen. Der Fairtrade-Textilstandard setzt sich auch bei der Weiterverarbeitung dafür ein, in jedem Schritt der Lieferkette die Arbeitsbedingungen und Löhne zu verbessern.


Grüner Knopf

Logo Grüner Knopf

Beim "Grünen Knopf" handelt es sich um ein staatliches Textilsiegel, das soziale und ökologische Produkt- und Unternehmenskriterien umfasst. Neben einer Unternehmensprüfung werden die Produktionsschritte Rohstoffgewinnung, Färben und Bleichen sowie Nähen und Zuschneiden berücksichtigt. Es bleibt abzuwarten, ob die Anforderungen und Kontrollen ausreichen, um Menschenrechtsverletzungen und ökologische Belastungen auszuschließen. Der Grüne Knopf kann als "Übersiegel" auch in Kombination mit bestimmten bereits bestehenden Siegeln auftreten. Bisher fehlen in den Kriterien noch Maßnahmen, die bei Nicht-Einhaltung der Anforderungen ergriffen werden.


Und was ist mit Öko-Tex?

Es gibt verschiedene OEKO-TEX®-Standards – der gängigste ist der OEKO-TEX®-Standard 100. Für viele Schadstoffe gibt es bei OEKOTEX-Standard 100 Grenzwerte. Die Anforderungen gehen etwas über das hinaus, was gesetzlich vorgeschrieben ist. Allerdings bleibt unklar, welche Chemikalien OEKOTEX als Flammschutzmittel und Biozide zulässt.


Trotz des "Öko" im Namen stellt der Standard selbst keine Anforderungen an den Anbau von Pflanzenfasern - es sei denn die Baumwolle wird vom Hersteller als "Biobaumwolle" gekennzeichnet. Bio ist also bei OEKO-TEX trotz des ökologisch klingenden Namens keine Bedingung. Auch Sachen aus hundert Prozent konventionell angebauter Genbaumwolle können nach bestandener Schadstoff-Prüfung ein Öko-Tex-Zeichen tragen. Über Produktionsbedingungen, Umweltschutz oder Verwendung von Gentechnik sagt der Standard 100 somit nichts aus.


Das "OEKO-TEX® Made in Green""-Siegel verlangt nicht nur die Prüfung nach dem OEKO-TEX®-Standard 100, sondern auch eine umweltfreundliche Produktion und die Einhaltung von Sozialstandards im gesamten Fertigungsprozess. Per QR-Code oder Produkt-ID kannst du herausfinden, in welchen Fabriken das T-Short oder die Bettwäsche hergestellt wurden.



Ein Tipp – egal, um welche Kleidung es sich handelt: Es schadet nie, neue Klamotten vor dem ersten Tragen in die Waschmaschine zu stecken. Am umweltfreundlichsten bleibt immer noch die Kleidung, die man schon im Schrank hat oder Second-Hand-Kleidung, denn für die werden weder Chemikalien noch Rohstoffe verbraucht. Schadstoffarm ist sie noch dazu: Sie wurde schließlich schon oft gewaschen.




(AB/C4U)

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