Google, Facebook, FindFace, PimEyes
Gesichtserkennung per Smartphone
Das Wichtigste in Kürze
- Technisch ist es möglich, Gesichter mittels Foto zu erkennen – und an die Kontaktdaten zu gelangen.
- Auch Facebook und Google nutzen auf unterschiedliche Weise die Möglichkeiten der Gesichtserkennung.
- Man kann einige Vorkehrungen treffen, um seine Anonymität im Netz zu verbessern.
Plötzlich ist da diese Nachricht auf dem Smartphone: "Hab dich gestern an der Ampel stehen sehen und will dich kennenlernen!" Dazu vielleicht sogar noch ein Foto von dir an besagter Ampel. Gruselige Vorstellung oder?! Und überhaupt: Wie kommt der Absender an deine Kontaktdaten?
Gesichtserkennung ist das Stichwort. Die Plattform Netzpolitik.org zeigt am Beispiel der Suchmaschine PimEyes, wie einfach es schon möglich ist, anhand eines Fotos viele Infos über unbekannte Menschen zu bekommen. Die Suchmaschine aus Polen analysiert biometrische Merkmale in Fotos, um die gleiche Person auf anderen Bildern im Internet zu finden. Das verstößt gegen die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Instagram und YouTube wollen laut Netzpolitik.org rechtlich gegen den Anbieter vorgehen.
In Russland ist schon 2016 die App FindFace an den Start gegangen, die ähnlich funktioniert: Man lädt ein Foto in die App oder auf die Website und die gleicht das Bild mit den rund 200 Millionen Profilen des sozialen Netzwerks VK (in Russland vergleichbar mit Facebook) ab. So kann der Nutzer nur durch einen schnellen Schnappschuss mit dem Handy flugs zahlreiche Kontaktdaten bekommen.
Wegen hoher Gefahren fordern europäische Datenschützer sogar ein generelles Verbot jeglicher Gesichtserkennung durch künstliche Intelligenz im öffentlichen Raum. Die Erklärung (leider nur auf englisch) gibt es auf der Seite der Europäischen Datenschutzbehörde.
Auch Facebook nutzte Gesichtserkennung
Die Technologie ist nicht mehr neu und wird immer weiter verbessert – etwa bei Facebook. Du kennst sicherlich die Kästen, die dir um Gesichter nach dem Hochladen eines Fotos angezeigt werden. Ab 2010 stand oft schon der Name der Person dabei, die Facebook anhand früherer Benennungen zu erkennen glaubte. 2012 wurde das nach massiven Protesten von Datenschützern in Europa wieder deaktiviert. Ab April 2018 wurde die Technologie auch wieder für europäische Facebook-Mitglieder angeboten. Im November 2021 kündigte der Facebook-Mutterkonzern Meta an, die Gesichtserkennung doch wieder abzuschalten – und zwar weltweit. Andere Facebook-Mitglieder zu markieren, bleibt aber weiter möglich.
Wenn du nicht möchtest, dass dich jemand ohne dein Wissen auf einem Foto markiert, solltest du in den Facebook-Einstellungen die Funktion aktivieren, über Markierungen benachrichtigt zu werden. Dann hast du auch die Chance, die Markierung wieder zu löschen. Die Klickwege zu der Einstellung siehst du in diesem Video:
Auf Google mit Bildern suchen
Über Googles Bildersuche lassen sich ebenfalls Daten fremder Menschen finden. Dazu kann man auf dem Computer einfach irgendein Foto in den Suchschlitz der Bildersuche ziehen. Danach listet die Suchmaschine die Internetseiten auf, auf denen genau das Foto zu sehen ist. Unterschied zu PimEyes: Google führt keine biometrische Analyse der Bilder durch. Die Suchmaschine kann also nicht die gleiche Person auf unterschiedlichen Fotos im Internet finden und zeigen.
Stattdessen zeigt Google andere Fotos, die dem Hochgeladenen ähneln – Menschen, die eine ähnliche Brille tragen zum Beispiel. Oder andere Menschen mit Bart. Je nachdem, welches Motiv du in den Suchschlitz gezogen hast. Auch die gleiche Hintergrundfarbe ist für Google eine Ähnlichkeit.
Anonym bleiben im Netz
Die Möglichkeiten der Gesichtserkennung zeigen, dass anonym zu bleiben immer schwieriger wird. "Irgendjemand auf der Straße" muss nicht "irgendjemand" bleiben. Das birgt ungeahnte Möglichkeiten, zum Beispiel für Geheimdienste: Bei Demonstrationen etwa könnten sie Menschen ermitteln und gezielt verfolgen. Und nicht in jedem Land ist Meinungsfreiheit so ein hohes Gut wie in Deutschland.
Ein paar Tipps für mehr Anonymität im Netz:
- Zeige nicht jeden Schnappschuss von dir öffentlich in sozialen Netzwerken.
- Wenn du Fotos von dir hochlädst, überlege, ob sie wirklich jeder Fremde sehen soll oder doch lieber nur deine Freunde.
- Nutze Profilfotos, auf denen du nicht komplett zu erkennen bist.
- Sprich mit deinen Freunden darüber, dass sie dich erst fragen, bevor sie Fotos von dir ins Internet stellen oder in soziale Netzwerke hochladen.
- Gib hin und wieder deinen Namen in Suchmaschinen ein und kontrolliere, was gefunden wird. Das nennt man Self-Googling oder Egosurfing und ist durchaus hilfreich. Du hast das Recht, unliebsame Dinge über dich löschen zu lassen. Mehr dazu liest du auf der Internetseite der Verbraucherzentrale NRW.
- Benutze auf unterschiedlichen Social-Media-Plattformen auch unterschiedliche Bilder. Was hilft dir ein Pseudonym auf einer Dating-Plattform, wenn du in einem öffentlichen sozialen Netzwerk mit dem selben Bild auftauchst, unter dem dein richtiger Name steht?!
- Bietet dir ein soziales Netzwerk die Möglichkeit, dein Profil in Suchmaschinen auffindbar zu machen, deaktiviere sie. Bei Facebook z.B. geht das in den Einstellungen, Menüpunkt "Privatsphäre" – hier kannst du dich direkt dorthin klicken. Dieses Video zeigt den Weg dorthin Schritt für Schritt:
(hamo)
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2 Kommentar(e)
Gehackter Account bei Instagram
Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich schreibe im Namen einer sehr engen Freundin von mir, ihr verrückter Ex Freund hat ihren Instagram Account gehackt und private Bilder geposte. Er hat ebenfalls ein Live Video gestatten und über sie geredet, ich habe für einen kurzen Moment es geschafft ihr Passwort zu ändern und reinzukommen, aber er konnte schnell den Account zurückgewinnen, er hat ebenfalls meinen Wohnort öffentlich im Livestream erwähnt. Da dieser Mann im Ausland lebt weiß ich leider nicht wie man eine Anzeige im Ausland regelt. Dies ist sehr dringen und verletzt nicht nur die Privatsphäre meiner Freundin sondern auch von mir, ich bitte um Hilfe und Rückmeldung.
Liebe Grüße
Anzeige erstatten
Hallo Sejla,
wenn ihr in Deutschland lebt, könnt ihr hier auch Personen im Ausland anzeigen. In Nordrhein-Westfalen z.B. geht das auch online über die Internetwache. Dort findest du ebenfalls entsprechende Links zu den Internetseiten der Polizei in den anderen Bundesländern. Ihr solltet die Polizei des Bundeslandes wählen, in dem ihr wohnt.
Grüße
Hauke